Glenn Diesen: Die Exzesse des Liberalismus eindämmen

So ganz weiß ich auch noch nicht, was ich von dem folgenden Glenn-Diesen-Artikel halte, den ich übersetzt habe. Er wurde noch vor dem Ukraine-Krieg veröffentlicht. Mit dem Thema Konservatismus muss man sich als Linke/r auseinandersetzen, aber was wäre dazu eine linke Position? Wie dem auch sei, was er zum Liberalismus als Waffe in der Außenpolitik sagt, ist m.E. spot on.

Beginn der Übersetzung:

Die Exzesse des Liberalismus eindämmen

In dem Maße, wie die relative Macht des Westens stetig abnimmt, schwindet auch die innen- und außenpolitische Bedeutung des Liberalismus. Nach dem Kalten Krieg wurde die These vom „Ende der Geschichte“ weitgehend akzeptiert und mit der Annahme verbunden, die gesamte Welt würde sich nun unter liberalen Grundsätzen vereinigen, die unter der wohlwollenden Führung der USA überall durchgesetzt würden. Heute, da sich die internationale Machtverteilung stetig verschiebt, brächten westliche Staaten zunehmend ihre Besorgnis über den Niedergang der so genannten „liberalen internationalen Ordnung“ zum Ausdruck, schreibt Glenn Diesen, Professor an der Universität von Südostnorwegen mit Forschungsschwerpunkt „Politische Ökonomie Groß-Eurasiens.“ Weiterlesen

Anlässlich der Zerstörung der ukrainischen Infrastruktur

durch russischen Beschuss ist es wichtig, sich an den Beginn des Krieges zurückzuerinnern und sich Rechenschaft darüber abzulegen, warum es zu diesem Krieg gekommen ist und warum er so unversöhnlich geführt wird.

Die allerletzte Möglichkeit den Krieg abzuwenden, hätte (nicht nur meiner Meinung nach) darin bestanden, wenn der Westen, insbesondere die USA, sich auf ernsthafte Verhandlungen über die beiden russischen Vertragsentwürfe mit der USA bzw. der NATO eingelassen hätte.

Vertragsentwürfe vom 17. Dezember 2021 in deutscher Übersetzung.

Wesentlicher Ausschnitt aus der Rede Putins vom 21. Dezember 2021 in deutscher Übersetzung, in der er „militärische-technische Maßnahmen“ ankündigt.

Die Vertragsentwürfe beinhalten im wesentliche den westlichen Verzicht auf die Nato-Osterweiterung insbesondere durch die Ukraine und laufen darauf hinaus, dass im Rahmen einer neuen europäischen Sicherheitsarchitektur eine breite Zone von Staaten entsteht, die neutral sind bzw. zumindest frei sind von russischen und westlichen Waffen, die gegen den jeweils anderen eingesetzt werden können. Stichwort: strukturelle Nichtangriffsfähigkeit. Damit wäre die Sicherheit aller gewährleistet.

Meiner Meinung nach wird der Krieg solange weitergehen (evt. auch in eingefrorener Form), wie man nicht bei diesem Thema substanziell weiterkommt.

Warum das so schwierig ist, zeigt ein Zitat aus einem neueren Artikel von Michael von der Schulenburg:

Was macht dann die Suche nach einer diplomatischen Lösung so schwierig?

Das Schlüsselwort, das den Westen daran hindert, sich mit Russland an einen Tisch zu setzen, ist „Neutralität“. Russland möchte, dass die Ukraine neutral bleibt, während die USA eine feste Einbindung der Ukraine in das westliche Militärbündnis wünschen. Diese gegensätzlichen Positionen beruhen nicht auf einer besonderen Liebe der einen oder anderen Seite zur Ukraine, sondern es ist die strategische Lage der Ukraine zwischen Asien und Europa, die die Ukraine für beide Seiten geopolitisch so attraktive macht.

Als Mitglied der Nato würde die Ukraine zu einem strategischen Aktivposten für den Anspruch der USA auf eine globale und unangefochtene Führungsrolle werden. Sie würde Russland als Großmacht aus dem Spiel nehmen und es zu einer Regionalmacht degradieren. Sie würde es den USA ermöglichen, den Handel zwischen Europa und Asien zu kontrollieren und ihre Macht bis tief nach Asien hineinzuprojizieren – der Hauptgrund, warum sich alle asiatischen Länder, mit Ausnahme von Japan und Taiwan, nicht der Nato/US-Politik der Verurteilung und Isolierung Russlands angeschlossen haben.

Andererseits würde eine neutrale Ukraine (und damit auch ein neutrales Georgien) Russland davon befreien, von der Nato eingekreist zu werden. Es würde seinen Status als dominierende Macht in seiner unmittelbaren geografischen Nachbarschaft behalten und ein – wenn auch kleiner – internationaler Akteur bleiben.

https://www.karenina.de/news/politik/wer-ist-bereit-fuer-frieden/

Redefreiheit

Dass ich es mal für nötig halten könnte, einen Blogbeitrag mit den folgenden Selbstverständlichkeiten zu verfassen, hätte ich im Leben nicht geglaubt. Was für Trump gilt, gilt auch für RT.

They take away the right to speak of Donald Trump they’re taking away your right to hear Donald Trump and they’re taking away your right to criticize and attack what Donald Trump is saying but, if you can’t hear what he’s saying, then you are not in a position to evaluate. Who knows, like a stop clock he might twice a day at least be right but you’ll never know because they’ve choked off his Free Speech pipeline. But the more important point of view for you is, if you cheer on the restrictions on other people’s Free Speech rights, the day will come when they come for you. This much is so blindingly obvious it is astounding that millions of people can’t see it and voted indeed in that poll to exclude Trump from Twitter.

George Galloway

Der weiße Mann gegen den Rest der Welt

Michael Hudson über den neuen kalten Krieg

Ausschnitt aus einem seiner vielen Interviews, die er in der letzten Zeit gibt

Beginn der Übersetzung

Es gibt sehr wenig, was ein Zentralbanker tun kann, wenn der Westen einem völlig isolierten Land, im Prinzip den Krieg erklärt hat.
Die Antwort kam von Präsident Putin und von Außenminister Lawrow. Sie zeigten, wie Russland Handel treiben und sich das besorgen kann, was es braucht. Und genau darum geht es bei den jüngsten Treffen der BRICS-Staaten.
Russland hat erkannt, dass die Welt jetzt in zwei Hälften geteilt ist. Amerika und die NATO haben den Westen abgespalten. Im Grunde gibt es nun einen Bund der Weißen gegen den ganzen Rest der Welt.
Und der Westen hat gesagt, wir isolieren uns völlig von euch. Und wir glauben, dass ihr ohne uns nicht zurechtkommen könnt.
Nun, sehen Sie sich den Humor dieser Sache an. Russland, China, Iran, Indien, Indonesien und andere Länder sagen: Ha, ihr sagt, wir kommen ohne euch nicht aus? Wer beliefert eure Hersteller? Wer versorgt euch mit Rohstoffen? Wer liefert euer Öl und Gas? Wer liefert eurer Landwirtschaft, das Helium, das Titan, das Nickel?
Sie erkennen also, dass die Welt in zwei Teile zerbricht und Eurasien, wo sich der Großteil der Weltbevölkerung konzentriert, seinen eigenen Weg gehen wird. Weiterlesen

Twitter und Co., Elon Musk, die CIA und das Militär

Ein Gastbeitrag von Christian:

Wenn daran denkt, dass Assange nach wie vor einsitzt und nichts darauf hindeutet, dass sich das ändert, wird einem von der MSM-Lügerei über die freie Presse übel.

„UN urging that human rights are central to the management of Twitter“ – das ist anscheinend die Umschreibung für den CIA im System, der dafür sorgt, dass die „richtigen“ Inhalte verbreitet werden

https://www.ohchr.org/en/press-releases/2022/11/un-human-rights-chief-turk-issues-open-letter-twitters-elon-musk

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Freie Marktwirtschaft? Der Ölpreis-Deckel

Ein Gastbeitrag von Christian:

Ein Käufer verlangt von einem Anbieter, zukünftig für 2/3 des Marktpreises kaufen zu können, verbunden mit der Androhung, jeden durch Ausschluss zu bestrafen, der mehr bezahlt, welch ein Irrsinn. Die G7 wollen tatsächlich einen Ölpreisdeckel für russisches Erdöl einführen (aber nicht für Pipeline-Öl, weil das die östlichen EU-Staaten nicht mitgemacht hätten).

Der Max-Preis für das russische Tanker-Öl soll ab 5.12.22 bei mittleren 60 USD pro Barrel liegen (genau wissen sie das selber noch nicht), bei einem aktuellen Marktpreis von mittleren 90 USD.

Davon darf aber keineswegs der Verbraucher/Bürger/Wähler einen Vorteil haben. Capitalism must go on! Der Preisdeckel gilt nur für den ersten Käufer an Land. Der darf dann hinterher zu jedem Preis weiterverkaufen 🙂 Weiterlesen

Auf den Punkt gebracht

(Kommentar bei Moonofalabama)

Jeffery Sachs speaks and gets shot down.

„Sachs argues that what matters is a country’s unique governance culture: classifying countries in political systems (“liberal democracy or not”) is oversimplifying.

He doesn’t hold back when describing the US governance culture: “A semi-democratic white-dominated hierarchical racist society that aims to preserve privilege by the elites [and founded as] a slave-owning genocidal country”. Ouch!
That’s why he argues that “the biggest mistake of president Biden was to say ‘the greatest struggle of the world is between democracies and autocracies’.”
He adds: “The real struggle of the world is to live together and overcome our common crises” under thunderous applause.
He says “the solution in [this world] is to speak with each other more […] Our political elites in the US do not speak with Chinese political elites except to point fingers or to yell at them. […] If we would seat down to speak with each other, we’d actually get somewhere.”
Last but not least, he destroys the myth that “democracies” are more peaceful: “the most violent country in the world in the 19th century was the most democratic, Britain. The most violent country in the world since 1950 is the US”.

And he gets shockingly shut down by the host.

Here is the full video from the Athens Democracy Forum. (Use the toggle on the red line to skip to Jeffrey Sachs, who starts at 15 minutes).“

https://johnmenadue.com/extraordinary-intervention-by-jeffrey-sachs-at-the-athens-democracy-forum/

Posted by: daffyDuct | Oct 28 2022 1:46 utc | 22

Der Konflikt zwischen USA und China ist unvermeidbar und unvermeidlich

Mein fiktives Gespräch mit Kishore Mahbubani ist heute bei Makroskop erschienen.

Die gesamte Ausgabe ist sehr lesenswert mit einem Beitrag von Thomas Fazi dazu, inwiefern die Sprengung von Nordstream 2 Teil eines bewussten Wirtschaftskriegs gegen Deutschland ist u.v.m.

Mit meinem Buch wollte ich zur Vermeidung eines offenen Konflikts zwischen den USA und China beitragen, indem ich zeige, dass man sich nicht auf ein Nullsummenspiel einzulassen braucht, sondern dass es möglich ist, mit China ein Positivsummenspiel zu haben, das den amerikanischen Arbeitnehmern, dem amerikanischen Volk und der ganzen Welt zugutekommt. Heute mehr denn je erscheint ein Zusammenprall jedoch unvermeidlich, denn die USA – unabhängig davon wer an der Spitze steht – und mit ihnen die Europäer scheinen strukturell unfähig zu einer Kursänderung zu sein und setzen weiter auf Konfrontation.

Hier der gesamte Text: Weiterlesen

Die EU bläst zum Letzten Gefecht

Mit Dank an Christian
O-Ton Josep Borell:

 

Our prosperity has been based on cheap energy coming from Russia. Russian gas – cheap and supposedly affordable, secure, and stable. It has been proved not [to be] the case. And the access to the big China market, for exports and imports, for technological transfers, for investments, for having cheap goods. I think that the Chinese workers with their low salaries have done much better and much more to contain inflation than all the Central Banks together.
So, our prosperity was based on China and Russia – energy and market.

This is a perfect storm. First, the prices increasing. Second, the reaction of the Central Banks raising interest rates in the United States. Everybody has to follow, because otherwise their currency will be devaluated. Everybody is running to raise interest rates. This will bring us to a world recession.

everything is being weaponised. Everything is a weapon: energy, investments, information, migration flows, data, etc. There is a global fight about access to some strategic domains: cyber, maritime, or outer space.

This is a battle that we are not winning because we are not fighting enough. We do not understand that it is a fight. Apart from conquering a space, you have to conquer the minds. The Russians and the Chinese are very good in that.
It is a big battle: who is going to win the spirits and the souls of people?
When we say that China is our rival, systemic rival, systemic rival means that our systems are in rivalry. And the Chinese are trying to explain to the world that their system is much better. Because, well, maybe you are not going to choose your head of government, but you will have food, and heat, and social services, you will improve your living conditions. Many people in the world, yes, they go and vote and choose their government, but their material conditions are not being improved. And in the end, people want to live a better life.

Europa als westliche Halbinsel von Groß-Eurasien

Glenn Diesen veröffentlichte 2021 einen Artikel, der  sehr gut zeigt, dass die russische Politik keineswegs Ausdruck eines verrückten putinistischen Todeskultes ist, sondern auf einer rationalen und gut durchdachten Strategie beruht, die den westlichen Ambitionen gefährlich zu werden drohte. Diesen Entwicklungen wurde nun durch die Sanktionen in der Folge des Ukraine-Krieges zunächst radikal ein Riegel vorgeschoben.

Weltweit ist jedoch zu beobachten, wie sich diese Strategie mit Macht entfaltet, so z.B. beim letzten SOZ-Gipfeltreffen.

Der norwegische Professor Glenn Diesen hat zu diesen Themen mehrere Bücher veröffentlicht. Sein Wikipedia-Artikel charakterisiert ihn lediglich als Propagandist des Kreml. Sein Verständnis, wenn nicht sogar seine Sympathie, für Russlands Entwicklung beeinträchtigt die Wissenschaftlichkeit seiner Werke jedoch keineswegs, wovon sich jeder, der sich damit auseinandersetzt, gern selbst überzeugen kann.

Hier eine Übersetzung des Artikels als pdf-Datei. (Siehe dazu auch den anschaulichen Vortrag des Autors: „Russia’s Greater Eurasia Initiative„)

Abstract

Wird die zunehmende wirtschaftliche Vernetzung  auf dem eurasischen Superkontinent Europa in die westliche Halbinsel von Groß-Eurasien verwandeln? Die geoökonomische Vormachtstellung der USA beruht auf der Strukturierung der beiden anderen großen Wirtschaftsregionen der Welt, Europa und Asien, als jeweils von den USA geführte transatlantische bzw. indopazifische Region. Groß-Eurasien ist eine geoökonomische Initiative Russlands und Chinas zur Integration Europas und Asiens, um eine neue Region zu schaffen. Die Entwicklung erfolgt erstens durch den Aufbau einer von der Vormachtstellung der USA abgekoppelten russisch-chinesischen regionalen Partnerschaft und zweitens durch die Integration von Europa in die neue eurasische Region. Die geoökonomische Architektur für den Aufbau einer Region beruht, ähnlich wie die einer Nationalökonomie, auf der Entwicklung von Konnektivität und gegenseitigen Abhängigkeiten bezüglich der strategisch wichtigen Industrien, Transportkorridore und Finanzinstrumente.