Was sind die Wurzeln des ukrainischen Nationalbewusstseins?

as schrieb in einer Mail:

Ein Punkt über den man gern mehr wüsste: wie weit ist das nation building in der Ukraine schon fortgeschritten? Gibt es ein „Nationalbewusstsein“, das nicht von Hass gespeist ist? Also nation building unabhängig von den Nazielementen, etwas was alle Ukrainer in Ost und West gemeinsam haben? Es könnte ja auch sein, dass es in den Kreisen, russisch- und ukrainischsprachig, die nicht von Naziideologie angefressen sind, ein ukrainisches Nationalbewusstsein gibt, das nicht russophob ist. Auch im Donbass, aber kaum oder gar nicht auf der Krim, weil die wirklich russisch ist.

Heute las ich einen Abschnitt aus einem Artikel, der mich das für sehr unwahrscheinlich halten lässt. Womit ich keineswegs sagen möchte, dass alle Ukrainer so denken wie der geistige Vater der heutigen Ultranationalisten Dmytro Ivanovych Dontsov (1883 -1973). Nur, dass seit 1991 der ukrainische Nationalismus sich genau auf diese Wurzeln beruft, und die offizielle Ukraine einem Stepan Bandera Denkmäler setzt, Selensky diesen ausdrücklich als Nationalhelden würdigt, während alle anti-nazistischen Traditionen abgeschafft und verboten wurden, wie z.B. die Siegesparaden am 9. Mai. Weiterlesen

Offensiver Liberalismus

Es scheint einen großen gesellschaftlichen Konsens im Westen zu geben, dass es wieder einen zu bekämpfenden Feind im Osten gibt. Wie wir uns ideologisch dort hin bewegt haben, habe ich versucht aufzuschreiben. Parallel dazu muss natürlich die neoliberale ökonomische Offensive betrachtet werden. Erst zusammengenommen ergibt sich ein vollständiges Bild.

Es ist ein langer Artikel, über den ich meine Gedanken sortiert habe. Vielleicht gibt es jemanden, der sich dafür interessiert. Es ist heute schwierig, an den Sinn kritischen Denkens und Schreibens zu glauben, wie Michael Brenner schreibt.

Teil 1

Die Geschichte …

Früher diskutierten die Damen beim Frisör die Beziehungsprobleme der Mitglieder des britischen Königshauses als fänden sie in der eigenen Familie statt. Heute analysieren Männer, Frauen und Diverse in ähnlicher Weise die Psyche Putins, des Mannes mit schillernder KGB Vergangenheit im Dienste russischer Oligarchen, der nach über 20 Jahren in höchster Machtposition plötzlich dem Größenwahn verfällt. Seine Machtkarriere möchte er damit krönen, dass er die Ukraine wieder heim ins russische Reich holt, wie auch die anderen ehemaligen Sowjet-Republiken und vielleicht sogar Warschauer-Pakt-Staaten. Der Überfall auf die Ukraine ist nur durch den unersättlichen Machthunger dieses Mannes zu erklären, einem Machthunger, der, so steht zu befürchten, dazu führen wird, dass ‚der Russe‘ bald wieder vor Berlin steht. Die Unterstützung, die Putin dabei im eigenen Land bekommt, ist durch den starken Einfluss des konservativ-reaktionären, christlich-orthodoxen, slawischen Nationalismus zu erklären, deren Anhänger sich gegen alles Moderne wehren, Homosexualität verteufeln etc. etc.

Das ist eine starke Geschichte. Aber stimmt sie auch? Weiterlesen

Nur eine Handvoll, nicht relevant, dennoch …

Der Journalist Georg Restle twitterte:

Ein Beitrag zur Versachlichung der Debatte: Natürlich gibt es Rechtsextremisten in der Ukraine. Aber es sitzen weitaus mehr Rechtsextreme im deutschen Bundestag als im ukrainischen Parlament. Der rechtsextreme Block erzielte bei den letzten Wahlen 2,2 % (ein Abgeordneter).

Dazu schrieb am  27. März 2022 Nat South für den Saker Blog:

Beginn der Übersetzung

Einige Kommentare in den sozialen Medien spielen das ernste Problem einer rechtsextremen/ ultranationalistischen Bewegung in der Ukraine herunter und beschönigen es. Solche vereinfachenden Betrachtungen gelten als stichhaltiger Grund für die Ablehnung einer russischen Militärintervention* in der Ukraine. In diesem Artikel nutze ich eine Kombination aus MSM- und ukrainischen Quellen, um auf die Aussagen über eine Handvoll rechtsextremer Gruppen und Einzelpersonen und deren Einfluss einzugehen.

1. Der Rechte Sektor oder andere Ultranationalisten sind in der ukrainischen Rada kaum vertreten. Weiterlesen