Unterschiede zwischen dem Westen und China

Erik Li ist ein chinesischer venture capitalist (Risikokapitalgeber) und Politikwissenschaftler, der in den USA studiert hat.
Im Interview mit going underground anlässlich des G7 Treffens im Juni betont er u.a. drei Unterschiede zwischen dem chinesischen System und dem Westen. Man höre sich das gesamte Interview an, in dem alle aktuell diskutierte, China betreffende Kontroversen angesprochen werden.

1. Primat der Politik über der Wirtschaft
Eric Li erklärt, dass Kapitalisten wie er in China keine politische Macht haben. Er unterscheidet zwischen dem westlichen kapitalistischen System und dem System des „Sozialismus mit chinesischen Merkmalen“ und argumentiert, dass in Westeuropa, Großbritannien und den Vereinigten Staaten die Interessen des Kapitals sich in der Politik gegen die Interessen des Volkes durchgesetzt hätten.

2. Eine Demokratie muss liefern
Im westlichen System gäbe es eine Demokratie der Institutionen und Prozeduren, als demokratisch gelte, wenn die Institutionen funktionierten und die Prozeduren eingehalten würden.
Er hingegen sagt, dass Demokratie sei, wenn es einem Staatswesen gelänge, die Dinge zu tun, die im Interesse der Bevölkerung seien (z.B. die Menschen tatsächlich aus der Armut zu befreien).

Ein Kommentator schrieb dazu:

„The UN charter section 12 on Human rights: the basic human rights is the right to food, shelter, clothing, & access to medical healthcare. Yet for the G7 if you are homeless & have free speech, you’ve got all the human rights you need.“

So einfach ist es m.E. nicht. Zu bedenken ist aber, dass es vieler motivierter Menschen bedarf, damit Pläne in die Tat umgesetzt werden können, und dass die betroffenen Menschen mit den Ergebnissen zufrieden sind, wie die vielen – unabhängigen – Meinungsumfragen in China zeigen. Um das zu erreichen, muss es eine Form von Partizipation geben. Ich würde gerne mehr darüber wissen, wie das funktioniert.

3. Friedlicher Aufschwung zur bedeutenden Wirtschaftsmacht
Dazu Li:
Beginn der Übersetzung:

Vor Jahren haben die Chinesen die Idee des friedlichen Aufstiegs propagiert. Sie wollten friedlich aufsteigen, und zu der Zeit dachten viele Leute, dass das nicht glaubwürdig sei, und nur sehr wenige Leute glaubten daran. Wir haben uns in nur zwei Generationen von einem armen Agrarland zu dem großen industriellen Kraftwerk entwickelt, das China heute ist, okay, die zweitgrößte Volkswirtschaft und die größte Volkswirtschaft, gemessen an der Kaufkraftparität, und trotzdem ist China in kein einziges Land eingefallen, kein einziger Schuss wurde abgefeuert, und das ist beispiellos in der Geschichte der Menschheit. Wenn man sich die Geschichte des Aufstiegs jeder Großmacht ansieht, vom athenischen Reich über das römische Reich, das britische Reich, Amerikas offenkundige Entwicklung bis hin zum Aufstieg des modernen Japan, des modernen Deutschlands, fast alle waren von großem Blutvergießen begleitet, Kolonisierung ganzer Kontinente, Ausrottung und Versklavung ganzer Bevölkerungen, Invasionen, Kriege. Und Chinas Aufstieg war schneller und größer als der aller anderen. Der Aufstieg Chinas war schneller und größer, aber bis jetzt wurde noch kein Schuss abgefeuert und das ist eine großartige Leistung. Und anstatt diese Leistung zu feiern und ihre weitere Entwicklung zu fördern, haben wir diese äh Feindseligkeiten, die sich ausgehend von den westlichen Mächten entwickeln, und ich denke, das ist absurd und bedauerlich und enttäuschend.

Ende der Übersetzung

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