Der Kommentator Sin Fronteras berichtet über den kürzlich verstorbenen Soziologen Richard Lachmann, der zum Thema Eliten, Macht Staat forschte und schrieb.
Seine Kernthesen:
1. Es gibt heute KEINEN einheitlichen oligarchischen Konsens. Früher gab es einen, seine Studie beginnt in den 50er Jahren, aber der Neoliberalismus hat nicht nur alles de-reguliert, sondern auch die oligarchischen Mittel zur Koordination und einheitlichen Politikgestaltung aufgelöst. Es geht also nur noch darum, zu plündern und zu brandschatzen, bevor der Konkurrent einem zuvorkommt.
2. Elitenplünderung schwächt den imperialen Staatsapparat und trägt zu seinem Niedergang bei.
Die US-Gesellschaftsordnung werde weder von einer rechten Agenda vereinnahmt, noch sei sie nach den Prinzipien des Finanzkapitals neu etabliert worden. Stattdessen, so Lachmann, sei sie infolge neuer und ungelöster Konflikte zwischen Eliten, deren Fähigkeiten und Interessen durch die strukturellen Veränderungen in der US-Wirtschaft in den 1970er Jahren neu geformt worden seien, völlig desorganisiert worden.
In Ermangelung einer koordinierenden, disziplinierenden Kraft, meist eines kohärenten, autonomen Staates, fielen die Wirtschaftseliten nicht automatisch in ein Muster rationaler Akkumulation. Sie plünderten vielmehr so viel und so schnell sie könnten, bevor eine rivalisierende Elite das Gleiche tun kann. Der Soziologe argumentiert, dass die Trump-Regierung keine Anomalie, sondern die Apotheose dieser Dynamik gewesen sei: Das Versagen der „respektablen“ Kapitalistenklasse und der etablierten Republikanischen Partei, ihn zu bändigen, sei ein Zeichen ihrer Schwäche und Desorganisation.
Dazu der Kommentator [Übers. wieder mal von mir und DeepL]:
Ich hatte mich schon an die Vorstellung gewöhnt, dass die USA eine Oligarchie mit Fraktionen sind, und dass das Wahlverhalten bestimmt (natürlich abhängig vom Geldfluss), wer die Kontrolle übernimmt. Aber es war mir nie in den Sinn gekommen, dass die Oligarchie (oder „Eliten“, wie der Professor sagt) aus strukturellen Gründen nicht in der Lage sind, einen Konsens zu finden. Und dass es kein einheitliches „nationales Projekt“ gibt. Das erklärt in gewisser Weise, warum die USA ein so dysfunktionales Militär haben und wie sie einen Krieg beginnen können, wenn ihnen die Munition ausgeht.
Ich komme von einem leninistischen Hintergrund, in dem man sich eine herrschende Klasse vorstellt, die zwar gespalten ist, aber irgendwie kämpft und eine [kohärente] Politik entwickelt. Und ich mochte Gramscis Vorstellung von einer hegemonialen Koalition der Eliten. Aber die Argumente dieses Mannes schließen das aus.
Er starb, bevor die volle Wirkung von Trump sichtbar wurde. Eine Frage ist also: Ist Trump ein Faschist? Ich habe mich über Liberale lustig gemacht, die den Graben zu den [Trump] Faschisten (Oh Gott!) überbrücken wollen. Aber historisch gesehen entstand der Faschismus als Reaktion auf organisierte, mächtige Bewegungen der Arbeiterklasse (Italien, Deutschland, Chile). Und um Dimitrov zu zitieren, ist er „die offene terroristische Diktatur der reaktionärsten Sektoren des Kapitals“. Ist es also DAS, was ich bei Trump sehe? Scheint zweifelhaft, aber alle meine Facebook-Freunde werfen mit dem Wort nur so um sich, so dass es nur noch ein Schimpfwort ist.