Assange

Mein Makroskop Artikel zum 50. Geburtstag von Assange:
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Nils Melzer, UN Sonderberichterstatter für Folter, im Interview mit der Berliner Zeitung:

„Bei Assange dachte ich: Der kann kein legitimes Anliegen haben. Das ist ein verwöhnter Junge, der Frauen belästigt hat und nun in einer Botschaft ein vergleichsweise schönes Leben hat. Ich dachte: Dem geht es doch gut, er hat ein Skateboard und eine Katze. Als ich mich dann doch auf den Fall einließ, musste ich feststellen: Nichts von diesem Narrativ stimmte. Es war ein Narrativ, das in die Welt gesetzt wurde, damit wir über eine Nebensache diskutieren: Ist Assange ein guter oder böser Mensch? Diese Diskussion dient der Ablenkung, damit nicht über das wirklich wichtige Thema diskutiert wird: nämlich die Kriegsverbrechen, die Folter und Korruption, die Assange und Wikileaks aufgedeckt haben. Der Aufdecker wurde kriminalisiert. Die wirklichen Verbrecher sind bis heute straflos,“

z.B. diese.

Schlimmer als die Dreyfus-Affaire

Hier findet man eine gute Zusammenfassung des Buches von Nils Melzer zum Thema und gleichzeitig eine Zusammenfassung der Geschichte von Julian Assange.

„Die Verfolgung dieses Journalisten war ein koordinierter Angriff auf die Rechtsstaatlichkeit durch die Vereinigten Staaten, Grossbritannien und Schweden, dem sich später auch Ecuador anschloss. Die Instrumentalisierung der Justiz – nicht um Gerechtigkeit zu üben, sondern um einen Menschen zu vernichten – zog immer mehr Menschen in eine gemeinsame kriminelle Verschwörung aus Verleumdung, erfundenen Anklagen, Ermittlungen ohne Anklage, absichtlichen Verzögerungen und Vertuschung.“

– Prof. Alfred de Zayas

«So sehr wir also versucht sind, den moralischen Zeigefinger zu erheben: Die Ursache für das Systemversagen der Staatenwelt – ob im Fall Julian Assange oder in anderen Fällen – ist nicht moralischer Natur, sondern neurobiologisch und sozialpsychologisch verankert. […] Wie ich in meinem Bericht an die Uno-Generalversammlung im Oktober 2020 darlegte, werden auch komplexe politische Entscheidungsprozesse vorwiegend von unbewussten Emotionen gesteuert, welche in erster Linie auf die eigene Existenzsicherung und die Vermeidung von potentiell bedrohlichen Konflikten abzielen. Unbequeme Wahrheiten und moralische Dilemmata werden dabei mit verschiedenen Formen der Selbsttäuschung ausgeblendet, verdrängt oder schöngeredet. Das Resultat dieses (Selbst-)Täuschungsprozesses ist immer ein moralfreier Raum, in dem Unmenschlichkeit und Unredlichkeit praktiziert werden können, ohne als solche wahrgenommen zu werden.»

– Nils Melzer, Der Fall Assange, S. 261

Ausführlichere Infos zum Jahrhunderprozess gegen Assange folgen …