… fragt sich Alexander Mercouris in seinem letzten Video.
O-Ton Mercouris*:
„Ich glaube, dies ist die außenpolitisch gefährlichste Regierung, die die Vereinigten Staaten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hervorgebracht haben. Ich habe noch nie erlebt, dass ein US-Präsident und seine Regierung sich in dieser Weise gegenüber Großmächten mit Atomwaffen und mit solch erstaunlicher Unbesonnenheit verhalten haben […] China wegen Taiwan zu provozieren und Russland gleichzeitig mit dem Einsatz von Atomwaffen zu drohen, deutet für mich auf eine Regierung hin, die komplett verrückt geworden ist […has completely gone off the rails].“
Der Hintergrund:
In seiner Rede, in der er die Teilmobilmachung begründete, sagte Putin, die USA habe Russland versucht „nuklear zu erpressen“. Was er damit meinte, ist erst jetzt, nach dem Erscheinen eines Washington-Post-Artikels, wirklich verständlich. Dort wird berichtet, dass die Biden-Administration Russland mehrmals vor dem Gebrauch von Atomwaffen in der Ukraine gewarnt und entsprechende Konsequenzen angedroht hätten.
Von westlicher Seite wird immer wieder unterstellt, Putin habe den Einsatz von Atomwaffen im Ukraine-Konflikt angedroht, was er jedoch nie getan habe, so Mercouris. Putin sagte wörtlich:
„Ich möchte diejenigen, die solche Aussagen über Russland machen, daran erinnern, dass unser Land ebenfalls über verschiedene Waffentypen verfügt und einige davon moderner sind als die der NATO-Länder. Im Falle einer Bedrohung der territorialen Integrität unseres Landes und zur Verteidigung Russlands und unseres Volkes werden wir sicherlich von allen uns zur Verfügung stehenden Waffensystemen Gebrauch machen.“
Das ist eine Reaktion auf westliche Drohungen, die ja tatsächlich ausgesprochen wurden, u.a. von Liz Truss der neuen englischen Premierministerin.
Zur gleichen Zeit heizt die Biden-Administration den Taiwan-Konflikt an, indem sie zwar einerseits sagt, dass die Unabhängigkeit Taiwans eine Entscheidung sei, die nur die taiwanesische Regierung zu treffen habe, gleichzeitig aber Taiwan die uneingeschränkte Unterstützung der USA in einem evtl. bewaffneten Konflikt mit China verspricht. Hier drei kürzlich erschienene Artikel, die die Implikationen dieser Haltung genauer erklären und kritisch evaluieren.
Zitat:
Das soll nicht heißen, dass eine Invasion der Volksrepublik China in das benachbarte Taiwan auf der anderen Seite der Meerenge eine beschlossene Sache ist, aber wenn sich die strategischen Planer in Washington zusammengesetzt und eine Auflistung erstellt hätten, wie eine solche Invasion zu bewerkstelligen wäre, hätten sie wahrscheinlich schon alle Punkte abgearbeitet. .
Biden trashes what remained of US One China policy, strategic ambiguity
There’s Little More Washington Can Do To Convince China To Invade Taiwan
* Alle Übersetzungen wieder einmal von mir, mithilfe von DeepL
qbz sagt:
Was die USA in Russland erreichen wollen, beschreibt dieser Artikel bei Telepolis, nämlich die Separation einzelner Republiken: „Russland dekolonisieren: Will der Westen die Russische Föderation zerstückeln?“ https://www.heise.de/tp/features/Russland-dekolonisieren-Will-der-Westen-die-Russische-Foederation-zerstueckeln-7274966.html
us sagt:
Im Interview mit dem „Duran“ spendet Garland Nixon Trost, wenn man es so nennen möchte.
Es sei nur seine Spekulation, aber er glaube die Führungen Russlands und Chinas seien zu dem Schluss gekommen, dass „sie die Verantwortung für den Übergang der Welt in diese neue Welt übernommen“ müssten und uns allen den Übergang in eine neue Welt ermöglichen wollen, ohne „die Verrückten in DC zu provozieren, den nuklearen Knopf zu drücken“. Es gäbe zwar eine neokonservative Gruppe in Washington DC, die eindeutig aus den Fugen geraten sei, aber „ich denke, die tröstliche Seite ist, dass die Russen und die Chinesen verstehen, dass sie es mit durchgeknallten Leuten zu tun haben.“
Russen und Chinesen arbeiteten zusammen, in einem weit unterschätzen Ausmaß.
Heute sei die Situation ganz anders als vor dem 1. Weltkrieg. Um erfolgreich Krieg zu führen, müsse man die Bevölkerung gegen einen äußeren Feind mobilisieren. Russland sei das gelungen, dort habe ja die Mehrheit der Bevölkerung ihre Führung geradezu dazu gedrängt, endlich ihre Zurückhaltung aufzugeben.
Im Gegensatz dazu hätte die Bevölkerung des Westens zunehmend andere Sorgen, nämlich wie sie durch den Winter kommen sollen. Deswegen erwartet Nixon spätestens im Frühjahr 2023 regime changes im Westen. Gleichzeitig ist er der Meinung, dass die wirtschaftliche Lage in Europa extrem schlecht werden wird.
as sagt:
Es wird ja auch vielfach behauptet (z.B. von Doctorow), dass Putin in Samarkand bei intensiven Gesprächen mit Xi um Rückendeckung für die nächsten Schritte gebeten und auch erhalten hat (Teilmobilmachung, Referenden, Anschluss der vier Oblaste an Russland). Vielleicht halten China und Russland hier auch den Anschein der „strategischen Ambiguität“ aufrecht, um den Westen nicht in eine Ecke zu drängen, wo nur noch der Einsatz nuklearer Waffen als Ausweg erscheint.
us sagt:
Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie unbeliebt ich mich gemacht habe, als ich den Sieg Bidens über Trump nicht mitfeiern wollte. Meine amerikanischen Freunde haben mir danach nie wieder geschrieben.