Warum ist die Entspannungspolitik, die vor 40 Jahren in Deutschland mehrheitsfähig war, heute nicht mehr „in“? Muss die heutige Entwicklung in einen neuen Kalten Krieg münden, komplett mit Eskalationsspirale, Militarisierung, Freund-Feind-Denken und deutschen Atomwaffen? Oder könnte eine neue Ära der Entspannung beginnen, weil die Angst vor dem „Imperialisten Putin“ keine realistische Grundlage hat?
Dazu habe ich einen Zweiteiler geschrieben, der in leicht veränderter Form bei bei Makroskop erschien.
Hier meine Originale:
231213 Zukunft Europas Teil 1 – Entspannungspolitik und Zeitenwende -1
231213 Zukunft Europas Teil 2 – neuer Kalter Krieg oder neue Entspannungspolitik-1
qbz sagt:
Ich frage mich, ob es sinnvoll ist, Epochenbezeichnungen wie „Kalter Krieg“, je nach Bewertung von 1947-1989 (Entspannungsepoche als Variante des Kalten Krieges) oder bis 1970 (Kalter Krieg / Entspannungspolitik) für die heutige Situation zu übernehmen, weil ein so historisch festgelegter Begriffder Spezifik der neuen Epoche nicht gerecht werden kann und man diese eventuell zu stark durch die Brille der vergangenen betrachtet.
Es gab in Europa an kriegerischen Akten während des kalten Krieges die Niederschlagung des Ungarnaufstandes und des Prager Frühlings durch Truppen der UDSSR, ansonsten kannte Europa bis 1991 eine 46jährige Friedenszeit! Das lag meines Erachtens an den Generationen mit der engen Nähe zu den Schrecken des WK2 in Europa und Asien (A-Bombenabwürfe). Kriege führten in der Zeit die Befreiungsbewegungen gegen die Kolonialmächte, wo sich die beiden wirtschaftlich-politisch-ideologisch bekämpfenden Blöcke (USA – UDSSR) stellvertretend oder direkt militärisch gegenüberstanden (assymetrische Kriege).
Die Büchse der Pandora in Europa öffneten die Jugoslawienkriege ab 1991-2001, insofern Grenzen zum ersten Mal nach dem 2. Weltkrieg wieder kriegerisch festgelegt und entschieden worden sind. Es folgten die Kaukasuskriege, der Georgienkrieg, die Ukrainekriege seit 2014. D.h. seit 1991 lebt Europa wieder in und mit Kriegen und europäischen massenhaften Kriegsflüchtlingen.
Insofern empfinde ich prsönlich den Begriff „kalter Krieg“ nicht als angemessen, zumal sich die EU-Länder am heissen Krieg zwischen Russland und der Ukraine mit Waffen, Logistik, Ausbildung, Aufklärung, finanziell, politisch seit 2014 mit stetig wachsendem Einsatz beteiligen und parallel einen nie dagewesenen Wirtschaftskrieg führen und fast alle kulturellen, wissenschaftlichen, sportlichen, touristischen und sonstigen Kontakte zu Russland abgebrochen haben.
us sagt:
Wahrscheinlich hast du recht. Ich habe den Begriff von Frank Deppe übernommen, der ein Buch geschrieben hat „Zeitenwenden: der alte und der neue Kalte Krieg“.
qbz sagt:
Ich habe das Buch nicht gelesen, aber Deine Rezension. Danke!